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Gemeindebrief 28/25

„Einer trage des anderen Last, so werdet ihr das Gesetz Christi erfüllen.“

(Galater 6:2; Luther)

Liebe Geschwister, 

im Wochenspruch für die kommende Woche aus dem Brief des Paulus an die Galater geht es auch um Lasten. Aber der Apostel Paulus hat nicht an Gewichtheber oder Kraftsportler geschrieben. Er schreibt an Christen, an ganz normale Gemeindeglieder. An Menschen, die kein besonderes „Kraft-Training“ absolviert haben. Das ist ja schon so eine Sache mit den „Lasten“. Sie können ganz unterschiedlicher Art sein. Es gibt Lasten, die kann man klar sehen. Wenn man Möbelpackern beim Umzug zuschaut – wie sie das schwere Klavier durchs enge Treppenhaus nach oben tragen. Dazu braucht es Kraft. Das strengt an. Aber es gibt auch jene anderen Lasten, die man nicht auf Anhieb erkennen kann. Berufliche, familiäre oder ganz persönliche Sorgen, die einen Menschen belasten. Die Sorge, den Arbeitsplatz zu verlieren. Die Sorge um die Beziehung, in der es kriselt. Die Sorge, den Erwartungen anderer nicht gerecht zu werden, zu versagen. – Sorgen, die das Leben erschweren.
Dabei wünschen wir uns doch wahrscheinlich alle ein unbekümmertes, unbeschwertes, sorgen- und lastenfreies Leben. Doch Wunsch und Wirklichkeit liegen oft weit auseinander. Das ist nicht erst heute so. Das war offensichtlich zur Zeit des Apostels Paulus nicht anders. Er erinnert die Christen daran, was zu tun ist. Ein Ort des „Lasten-Ausgleichs“ soll die Gemeinde sein. Im Miteinander von Christen soll „Entlastung“ erfahren werden. – Und auch darüber hinaus: „Einer trage des anderen Last, so werdet ihr das Gesetz Christi erfüllen.“
Lasten kann ich jedoch nur tragen helfen, wenn ich darum weiß. Ich brauche deshalb offene Augen und Ohren, um Lasten wahrzunehmen. Ehrliche Anteilnahme, aufmerksam sein ist nötig und hilfreich und nicht gleichgültiges und oberflächliches Nebeneinanderher. Und es ist klar: Lasten tragen ist meistens mit Mühe und Anstrengung verbunden. Dazu muss ich bereit sein. Ich weiß es nicht, an welche „Lasten“ der Apostel Paulus damals gedacht hat, als er seinen Brief schrieb. Und es gibt in unserer Zeit heute manche „Lasten“, die er damals noch gar nicht kannte. Doch seine Aufforderung ist heute ebenso wichtig. So unterschiedlich die Menschen sind, so unterschiedlich sind auch ihre Lasten. Und natürlich gibt es auch „Lasten“, an denen ich mich „verheben“ kann – die zu schwer für mich sind und die ich nicht tragen kann. Jesus Christus überfordert uns nicht.
Darum heißt es nicht: „Einer trage allein und alle Lasten von allen anderen!“, sondern: „Einer trage des anderen Last, so werdet ihr das Gesetz Christi erfüllen.“ Das Gesetz, das Gebot Christi ist: Liebe zu Gott und zum Nächsten. Diese Liebe wird ganz praktisch in meiner Bereitschaft, Lasten tragen zu helfen. Dankbar bin ich für die Erfahrung, dass auch andere schon meine Lasten mitgetragen haben. So, wie es in einem Lied heißt: „Keiner trägt nur immer andre; keiner ist nur immer Last. Jedem wurde schon geholfen; jeder hat schon angefasst“.

 
 

Hören Sie hier die Predigt vom 27.04.2025:

Gepredigt hat H. Georg Gorrissen, Gemeindeleiter

der Johannesgemeinde in Heikendorf.